Bauchfett hin oder her … fair ist das doch nicht!

Da habe ich gefühlte 25 Jahre lang sorgenfrei mit mehr oder weniger dem ein und demselben Gewicht gelebt und dann das! Nicht von jetzt auf gleich – sondern eher hinterrücks – setzte sich die Pfunde auf meinen Hüften. Wie festgetackert; keine Chance, mein altes, sorgenfreies Gewichtsleben weiterzuführen.Bauchfett

Und es kommt noch dicker: diese Fettansammlungen haben sogar einen wissenschaftlichen Namen … „Menopausen-Bauch“. Das hört sich doch mal so richtig spitze an! „Guten Tag, mein Name ist Cornelia und ich habe einen „Menopausen-Bauch“ – ob es wohl solche Selbsthilfegruppen schon gibt? Ich würde hingehen! Ohne Scham oder gar mit der Wimper zu zucken. Eher mit dem wunderbaren Gefühl, in dieser Gruppe nicht meinen Bauch einziehen zu müssen. Schliesslich öffnet er mir die Pforte zu gleichgesinnten und mitleidenden Frauen und erlaubt mir, endlich einmal wieder frei ausatmen zu können. Aber solche Gruppen gibt es ja wohl noch nicht. Keine Frage könnte ich auch in andere „Dick-Bauch“ Gruppen gehen – nüchtern betrachtet, käme nämlich auch eine Schwangerschaft so um die 24. Woche in Frage. Aber das wäre mir schon wegen meiner 50 Lebensjahre irgendwie peinlich und unangemessen. Ausserdem: jede dieser Frauen würde zum Ende ihrer Schwangerschaft diesen illustren Kreis wieder verlassen – nur ich nicht. Ich würde Woche um Woche immer noch da sitzen. Doof. Und dann die Gespräche um Maxi Cosi, Stilleinlagen und Geburtspositionen … nein, irgendwas wehrt sich in mir dagegen. Hab ich alles schon gehabt – zu meiner Zeit, als ich mir sicher sein konnte, dass dieser überdimensional dicke Bauch definitiv wieder seinen normalen Umfang annehmen würde. Dafür musste ich zwar schmerzerfüllte 48 Stunden lang meine Stimmbänder überstrapazieren und die Geduld des werdenden Vaters auf die Probe stellen, aber neben dem wunderbaren Umstand, mein Kind im Arm zu halten, war eben auch nach einiger Zeit meine Figur wieder auf das Normalniveau zurück gekehrt. Naja, zumindest annähernd. Aber definitiv hab ich nicht soviel zurück behalten, dass ich in Versuchung gekommen wäre, meinem Bauch einen Namen zu geben.

Das ist jetzt anders. „Hüftgold“, „Rettungsring“ oder gar „Wampe“ – langweilige Namen! Da klingen „Altöl – Entsorgungsstation“ oder „Bauchmuskeln im Speckmantel“ witziger. Letzteres würde auch gut erklären, wieso meine Bemühungen, mittels Elektrostimulationstraining (kurz EMS) meinem Bauchumfang zu mindern, nicht funktioniert. Meine Muskeln sind einfach zu gut isoliert! Jeder dieser potentiellen Six-Päckchen wird zärtlich ummantelt von fiesem, triefendem Speck. Und dagegen kommt offensichtlich kein Strom an – egal, ob er vom RWE oder von Yellow kommt. Ökostrom braucht sich gar nicht erst zu bemühen. Keine Chance

Ich weiss: ich sitze ja sozusagen an der Quelle aller Lösungen. Schließlich bin ich Wechseljahreberaterin. Aber ich bin auch eine Frau Anfang 50, die verdammt nochmal neben Hormonschwankungen und den sowieso schon unübersehbaren Alterungserscheinungen, nicht auch noch dem anderen Geschlecht Konkurrenz machen möchte.Dicke Bäuche sind für Männer da! Aber das ist ja die Krux in den Wechseljahren: das weibliche Hormon Östrogen nimmt ab und das männliche Hormon Testosteron gewinnt nun an Macht und kann tun, worauf es womöglich schon lange gewarBauchfetttet hat: soll die Frau auch mal mit dem lästigen Bartwuchs zurecht kommen (aber wehe dem, wenn man seinen Rasierer benutzt!) … die Frisörkosten sind ohnehin überflüssig – also fallen der Frau die Haare aus … sogenannte „Geheimratsecken“, ohne Anspruch auf einen eigenen Begriff („Geheimrätinnenecken“ hab ich zumindest noch nicht gehört!). Friedvolle Frauen explodieren plötzlich und finden sich in emotionellen Kämpfen wieder, die sie so gar nicht provozieren wollten … also ehrlich: meinethalben kann mich das Testosteron gerne mal!

Bei dem Fett, welches sich im sogenannten „Kugelbauch“ aufhält, handelt es sich um das „innere“ Fett. Dieses nimmt gerne stetig zu, wenn auch noch Stress dazukommt. Dafür ist dann das Hormon Cortisol zuständig – ich vermute ein enger Freund vom Testosteron; denn welche Frau hat Bitteschön keinen Stress? Über Zucker – und fettreiche Ernährung muss ich an dieser Stelle nicht mehr zu sprechen kommen, oder? Wie auch immer – mehr oder weniger – gesund ich mich ernähre – dieses innere Fett ist auf alle Fälle viel gefährlicher als das andere Fett, das ich durchaus auch noch an der ein oder anderen Körperstelle bunkere (meine Mutter meinte ja vor einiger Zeit noch, dass die Unterseite meiner Oberarme Fledermäusen ähneln würden. Mittlerweile ist sie zu dem Begriff „speckig“ übergegangen – der Zusammenhalt unter Frauen läßt echt zu wünschen übrig!).Inneres Bauchfett produziert Hormone und Substanzen, die Entzündungen fördern. Ausserdem gibt das innere Bauchfett Fettsäuren und andere Fettbestandteile (z.B. Triglyceride) an das Blut ab und das kann zu erhöhten Blutfettwerten führen.

Mich beruhigt in diesem Zusammenhang nicht der Verweis darauf, dass ursprünglich dieses innere Bauchfett eine sinnvolle Aufgabe hatte. Die Fettbestandteile stellten dem Körper Energie zur Verfügung, wenn  beispielsweise bei langen Jagdzügen nicht gegessen werden konnte. Hallo? Ich bin kein steinzeitlicher Jäger – ohnehin hätte ich mich damals lieber unter den Sammlern aufgehalten und vielleicht noch Kinder auf die Welt gebracht. Da ich mich nicht wirklich zu den mutigen Menschen zähle, rechne ich mir auch nicht wirklich Überlebenschancen aus, wenn ich damals einem Bären gegenüber gestanden hätte.Mein Nahrungsplan hätte Beeren vorgesehen und somit wäre ich unter den ersten Vegetariern vor unsere Zeitrechnung zu finden gewesen. Bei meinem Glück hätte ich auch damals einen Kugelbauch bekommen. Dieser – immer und überall verfügbare – Fruchtzucker, hätte sein übriges getan, um aus diesem kleinen Kurzzeitvorrat eine gigantische Vorratskammer in Kugelform zu formen.

Aber vielleicht habe ich ja auch gar keinen aus innerem Fett geformten Kugelbauch? Möglicherweise habe ich ja auch nur ein vererbtes Hohlkreuz und   damit verbunden eine schlechte Haltung. Auch darauf weist meine Mutter mich ja gerne hin. Dann würde die medizinische Literatur wieder vom „Rettungsring“ sprechen – auch wenn ich den Begriff langweilig finde, würde er mir tatsächlich besser gefallen als über meinen inneren Machtkampf des Testosteron gegen den  kümmerlichen Rest meiner weiblichen Hormone, nachzudenken. Die Fettröllchen im Rumpfbereich sind kein inneres Bauchfett, stattdessen handelt es sich bei ihnen um das äussere Bauchfett, das vergleichbar ungefährlich ist. Wie das Fett auf den Hüften, am Po oder an den Beinen. Alles Fett, was man mit den Fingern oder Händen greifen kann, ist harmloses Unterhautfettgewebe und um dieses Fett muss man sich aus gesundheitlicher Sicht kein Sorgen machen. Das beruhigt mich jetzt doch aber sehr! Ich habe soeben den „Griff-Test“ gemacht… und ja – da gibt es genug, wo ich bequem hineingreifen kann. Das ginge nämlich beim inneren Bauchfett nicht, da es unter den Bauchmuskeln verborgen ist. Nein, mein Bauchfett ist mobil und lässt sich mühelos zwischen meinen Händen hin und her quetschen.

Wegen der Gefährlichkeit des inneren Bauchfettes wird immer öfter der Taillenumfang gemessen, um das Ausmaß der Bauchvergrößerung einschätzen zu können. Dazu misst man bei leichter Ausatmung etwa zwei Fingerbreit unter dem Bauchnabel. Der gemessene weibliche Taillenumfang wird von der WHO so interpretiert:

  • über 80 cm: der Bauch ist ein Risikofaktor
  • über 88 cm: deutlich erhöhtes Risiko

Unterscheiden, ob ich nun mein inneres oder äußere Bauchfett gemessen habe, kann ich natürlich nicht. Ganz abgesehen davon können natürlich auch Wassereinlagerungen, Verstopfung oder Darmgase (darüber muss ich unbedingt mal recherchieren!) den Taillenumfang mit beeinflussen. Also keine präzise Auskunft über mein Bauchfett aber irgendwie beruhigend.

Also muss ich meinem fest getackerten Hüftgold wohl in altbewährter Weise zu Leibe rücken: mich gesund und ausgewogen ernähren und natürlich ausreichend Sport betreiben. BauchfettAber jetzt nicht – meine Mutter wartet mit Kaffee und Kuchen auf mich …

In diesem Sinne!

Cornelia Marsch