Letzte Tage hab ich meine Mutter zum Cabaret Abend mit Jochen Malmsheimer ausgeführt. Ich will gar nicht darüber reden, dass wir viel gelacht haben … wir saßen kaum in meinem Auto – da donnerte es in der kleinen Karosserie, dass mir fast die Ohren wegflogen. Zweimal kurz hintereinander – dann war Stille. Bis meine Mutter sagte: „Boah – das tat gut! Bin während der Vorstellung fast explodiert! Hast Du was dagegen, wenn ich im Auto eine rauche?“ Ich wusste nicht wohin mit mir. Ganz ehrlich. Natürlich hatte ich etwas dagegen! Hin und hergerissen zwischen den Gedanken, dass das wahre Leben doch immer noch die absurdesten Situation beschreibt (Herr Malmsheimer hätte seine wahre Freude gehabt) und „mein Gott, ist meine Mutter nun von allen guten Geistern verlassen? Kinderstube adé?“ empfand ich vordergründig aber eine große Angst, mit dem Auto samt meiner Mutter in Turbogeschwindigkeit ins Jenseits befördert zu werden. images-5Während sich eben diese Mutter wohlig auf ihrem jetzt sicher warmen Sitz anschnallte, öffnete ich dezent das Fenster und lies mir einige Zeit den frischen Wind um die Nase wehen – in der Hoffnung, dass genug Gase durch das Fenster entfleuchen und das flaue Gefühl im Magen nachlassen würde .Ich machte sie zaghaft aber bestimmt darauf aufmerksam, dass dies immer noch ein Nichtraucherauto wäre. Sollte ich sie jetzt auf ihre Blähungen ansprechen und ihr erklären, wie es sich mit brennbaren Gasen und Feuer verhält? Nein, ich ging nahtlos zur Nachbesprechung der gelungenen Vorstellung über. Natürlich etwas peinlich berührt. Meine Mutter war eigentlich wie immer. Um die Geschichte abzukürzen: als wir bei ihr Zuhause angekommen waren, verabschiedeten wir uns und sie verlies mein Auto. Als kleines „Dankeschön“ sozusagen, hinterließ meine Mutter einen leicht angefaulten Geruch, der sich nun endlich aus den Polstern des Beifahrersitzes befreien konnte und nicht mehr unter der Last  meiner Mutter in den Fasern des Bezugs festgeklemmt sein musste. Vielen Dank, liebe Mama. Fünf Euro für`s Benzin /(wie früher) wäre mir irgendwie lieber gewesen.

Pupsen in den WechseljahrenAuf dem weiteren Weg, nahm ich mir fest vor, „Pupsen“ zu googeln. Einerseits, weil „Pupsen“ ja immer mal wieder Thema ist – besonders in den Wechseljahren – und zum anderen, weil ich mich ablenken wollte. Irgendwie ging mir die Entgleisung meiner sonst ja eher auf „vornehm“ getrimmten Mutter nicht aus dem Kopf.

Google zeigt wirklich witzige und interessante Dinge auf, wenn man „Pupsen“ eingibt. Ganz oft liest man z.B. das in Klammern gesetzte Wort „Furzen“. Von „warum pupsen (furzen) wir“ bis “ Luftfahrt: Warum man im Flugzeug pupsen (furzen) sollte.“ … Huch, ich bin soviel in den letzten Jahren geflogen – sollte ich mich immer falsch verhalten haben? Womöglich durchlebte mein Körper während der Flüge ein Martyrium, während ich selig in meinem Sitz schlummerte und wenn überhaupt wach, dann damit beschäftigt war, die olfaktorsichen (lat-„olfacere = riechen) Abenteuer meiner Sitznachbarn zu ignorieren. Stimmt – jetzt im Nachhinein, fällt es mir wieder ein: der ein oder andere Sitznachbar hat meine Geruchsrezeptoren gehörig angestrengt. Und mitunter hatte auch ich das Bedürfnis, dem eben selben Bedürfnis nachzugeben. Dänische und englische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es durch den Druckunterschied zu vermehrten Blähungen kommt und verdeutlichen dies anhand der Gasausdehnung in einer Plastikflasche: am Boden geknautscht, in der Luft kurz vor dem Platzen. Oh Gott!                                                                                                      Aber meine Erziehung zieht – NEVER EVER pupse ich in der Öffentlichkeit! Meine Mutter hätte mir die Ohren lang gezogen. Damals – als meine Erinnerung und die Disziplin meiner Mutter noch zusammenpassten.

Ich persönlich bevorzuge ja das Wort „Flatulenzen“ (lat. „Flatus“ = Wind, Blähungen      ). Das klingt ebenso lustig, wie  wenn jemand (im richtigen Rahmen) einfach mal aus dem Hintern trötet.                                                                                                                      Ich gebe es zu: ich pupse – furze – flattiere – tröte seit einiger Zeit vermehrt. Besonders morgens und am liebsten Abends, wenn ich im Bett liege. Selbstverständlich hinter verschlossener Schlafzimmer – oder Badezimmertür. Wenn es ganz unangenehm wird, dann auch in den übrigen Räumen. Natürlich nur, wenn ich alleine bin.Und wenn ich ehrlich bin: diese Erleichterung, der meine Mutter in meinem Auto lautstark Ausdruck gegeben hat, empfinde ich dann auch. Es gibt wenige Dinge, die sich so gut anfühlen, wie einfach mal beherzt loszulassen! Pupsen in den Wechseljahren

Da lese ich gerade, dass dünne Menschen häufiger pupsen und glücklicher sind. Nee, is klar! Das in Zusammenhang zu bringen, zeugt wirklich von einer ausgewogenen Menschenkenntnis. Werde demnächst dem Unglücklichen mit auf dem Weg geben, dass er nur mal ordentlich furzen soll, damit seine Welt wieder rosa aussieht. Falls er nach dem sicherlich ausgeprägten Furz überhaupt noch Farben erkennen kann. Unfassbar. Aber egal; nicht ganz so falsch ist die Behauptung, dass dünne (gesunde) Menschen mehr Ballaststoffe zu sich nehmen, sowie Obst und Gemüse, die das Verdauungssystem anregen. Die Darmbakterien haben mehr Beschäftigung und Zeit, Gase zu bilden.

Auch der Geruch der Pupse ist ein wertvoller Hinweis unseres Körpers. Studien haben gezeigt, dass in unseren eigenen Gasen Stoffe sind, die uns möglicherweise vor anderen Erkrankungen schützen. Das, was wie faule Eier riecht (Schwefelwasserstoff) kann zwar in hohen Dosen giftig sein (was ich sofort glaube!), aber in geringer Dosierung schützt es die Zellen und kann Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindern. Außerdem geben die riechenden Pupse Information darüber, was unserem Speiseplan fehlt. Verschiedene Nahrungsmittel produzieren verschiedene Gase, die Auskunft darüber geben, ob man zu viel oder zu wenig von irgendetwas isst. Hat man selten das Bedürfnis zu pupsen, dann fehlen wahrscheinlich Ballaststoffe. Zu viel rotes Fleisch sorgt übrigens für ein olfaktorische Feuerwerk – das sind die, von der  ganz übel riechenden Sorte.

Während der Wechseljahre und dem leidigen Hormonchaos kann das Hormon Progesteron für vermehrtes Pupsen verantwortlich sein. Es ist der Hauptverursacher von Blähungen und Bauchschmerzen. Es entspannt die im Darm befindlicher Muskulatur und sorgt so für eine erhöhte Gasbildung. Ich muss zugeben, lieber war mir das Progesteron in seiner Funktion als Bauherr meiner Gebärmutterschleimhaut.Ausserdem lies es mich in seinen besten Zeiten perfekt durchschlafen. Und nun darf ich statt durchzuschlafen und schwanger zu werden – pupsen! Super Tausch (naja zugegeben – bis auf das mit dem „schwanger werden“)! Pupsen in den Wechseljahren

Wenn es wirklich mal hart auf hart kommt, kann man diesen Flatulenzen nicht wirklich entkommen. Sie suchen sich ihren Weg – ob es einem passt oder nicht. Viellicht schafft man es noch in einen schallsicheren Raum (ein Aufzug bietet sich gut an … aber nur, wenn man alleine darin ist. Oder Gelegenheit hat, kurz nach dem pupsen zu verschwinden. Es lohnt sich dann heimlich im Erdgeschoss die aussteigenden Gäste zu beobachten … man glaubt ja kaum, welche Auswirkungen Pupse in geschlossenen Räumen haben können!) – aber dann spätestens gibt man dem Druck nach. Gut so; denn ist man versucht, dem Gas keinen Weg nach aussen anzubieten, bedankt er sich oft mit schmerzhaften Verkrampfungen. Unerklärliche Schmerzen allerdings (plus erhöhtes Aufkommen und extreme Gerüche) können aber auch auf ersthafte Erkrankungen hinweisen.

Übrigens: 8 – 10 mal zu pupsen, ist völlig normal. Und auch wenn man es kaum glauben mag – Männer pupsen nicht häufiger als wir Frauen. Ihnen ist es in der Regel nur nicht peinlich.

Wie sagt schon der Kindermund: „Wenn man pupst – gähnt der Po“. Ich gehe jetzt in mein schallsicheres Schlafzimmer … Gute Nacht!

In diesem Sinne!

Cornelia Marsch