Schlaflosigkeit in den Wechseljahren Symptome der Wechseljahre beschäftigen mich ja berufsmäßig schon ausgiebig genug. Ich habe seit Kurzem nun das ungute Gefühl, dass – je mehr ich davon lese – sich diese Symptome immer erfolgreicher in meinem Körper breit machen. Und wer will das schon? Und warum klappt es bei diesem Thema aber nicht beim Durchlesen der Finanzstrategien reicher Menschen?

Zum Beispiel wache ich jeden Morgen Punkt halb sechs auf – wie elektronisch gesteuert. Wenn also jemand von Euch auf die Sekunde genau von meiner lieblichen Stimme per Telefon geweckt werden will – statt von dem schrillen Klingeln des Weckers – nur zu! Gegen geringe Gebühren übernehme ich diesen Weckdienst gerne. Weiss ja ohnehin nicht, was ich morgens um diese Uhrzeit mit mir anfangen soll. Aber ist ja klar – Schlaflosigkeit ist eines der typischen Symptome während der Hormonumstellung. Dann will ich endlich nach einer langweiligen halben Stunde in meinem Bett aus demselben hüpfen und was ist?
Knochenschmerzen in den WechseljahrenMeine Knochen verweigern mir ihren Dienst! Bin ich etwa in den letzten 7 – 10 Stunden (Ja doch! Früh müde bin ich auch noch! Symptom Nr. 2! ) so schnell gealtert, dass ich ein Fall für die Wissenschaft bin? Vielleicht ist aber auch Schlafwandeln ein noch nicht entdecktes Symptom während der Wechseljahre. Womöglich hat mein Bewusstsein wahnsinnig aufregende Stunden verpasst und meine Knochen tragen jetzt die körperlichen Folgen? Na toll! So interessant ist mein Leben tagsüber wahrlich nicht, dass ich auf sensationelle Stunden nachts verzichten wollen würde. Mist – aber eigentlich eher unwahrscheinlich, dass ich in meinem schweinchenrosafarbenden Morgenmantel nachts meinen geheimen Wünschen nachkomme. Nirgends sind andere Anziehsachen zu sehen … dass ich nach meiner Tour alles ordentlich in den Schrank räume kann ich ganz klar ausschließen – tue ich tagsüber bzw. abends, wenn ich nach Hause komme, schließlich auch nur selten. Bleibt mir also nichts anderes übrig, als auch diese Knochenschmerzen meinem Alter und den Prozessen in meinem Körper zuzuweisen. Symptom Numero drei – und es ist noch nicht einmal 7 Uhr!

Während ich mich ächzend und stöhnend aus meinem Wasserbett wälze (Gott, muss das so lange nachschwappen – will nicht an ein Walross denken!) ,führt mich mein erster Gang zielsicher zur Kaffeemaschine. Koffein muss um diese Uhrzeit einfach sein sonst geht nix. Ach ja, ich will mich ja gesund ernähren – Zigarette aus dem Mund und ein halbherziger Versuch, in das Brot zu beißen. Bäh. Schmeckt nicht. Bei mir gibt es im Moment nur zwei Arten Nahrung zu mir zu nehmen: entweder in ungezügelten, üppigen Mengen .. oder eben verschwindend wenig bis gar nichts. Letzteres wäre meinem momentanen Gewicht absolut zuträglich. Aber so sehr ich auch alle gut gemeinten Ratschläge vorteilhafter Ernährung umsetzte – meine Fettpolster scheren sich einen Dreck darum. Kein asiatischer Samen, kein einheimisches Obst, kein vollwertiges, aus den besten Körnern unserer benachbarten Feldern gebackenes Brot mag heute morgen den Weg in meinen schlaffen Körper auf sich nehmen. Dann lasse ich es eben. Dieses vierte Symptom  „verlangsamter Stoffwechsel“ kann mich mal. Bleib ich eben „griffig“.

Nachdem ich die erste Stunde dieses Tages auf der Couch verbracht habe (mit viel Kaffee und noch mehr schwachsinnigen Fernsehsendungen), bin ich jetzt gut durchgeschwitzt. Das mag zum einem ganz klar an diesem synthetischen Geschenk meiner Kinder liegen (der Bademantel erfordert wirklich in vielerlei Hinsicht Mut zum Tragen) aber auch meine veränderten Körperfunktionen lassen mich träge zur Dusche traben. Früher war ich ja eher einHitzewallungen „Frierpitter“ – heute gehöre ich zu der Sorte Menschen, die auch bei Niedrigtemperaturen gerne mal die Fenster aufreißen,damit „Frischluft“ vom Kalten ins Warme strömen kann. Um das zu unterstreichen, stelle ich mich mit den Händen wedelnd davor, damit die reine, klare Luft auch bloß den Weg zu mir findet. Noch hat mich keiner
auf meine eigentlichen Absichten (Hitzewallungen lassen grüßen!) angesprochen, aber: wer solch einen Bademantel mit Stolz trägt, dem ist eben auch „Luftbeschwörung“ zuzutrauen. Symptom Numero 5!

Im Bad angekommen, will ich unbedingt, den neuen Tipp zur optimalen Haarpflege umsetzten: Kokosöl vor der Wäsche ins Haar, kurz einwirken lassen und mein Haar erfreut sich einer unbeschreiblichen Pflege und Wohltat – so zumindest versprechen es zahlreiche   Ratgeber. Gesagt – getan. Glitschige Angelegenheit besonders unter der dem Wasserstrahl. Einmal abgewaschen, verteilt sich das Öl sorgfältig auf dem Fliesenboden. Jetzt bloss nicht ausrutschen! Fehlte mir noch, dass mein ohnehin unbeweglicher Körper klatschend aufschlägt und mich mit ultrablauen Flecken segnet – jetzt, wo es endlich mal Sommer ist und Haut gezeigt werden darf. Da stand „gründlich ausspülen“ – also, mehr geht jetzt nicht. Habe alles gegeben. Duschschaum auftragen, abschrubben, rasieren und abtrocknen. Fertig. Und dann noch eincremen – auch der Rest jenseits meiner Haare will gepflegt werden. Beim Verteilen der Creme gönne ich mir einen Blick in den hängende Brüste Ganzkörperspiegel. Hmm. Alles irgendwie eine Etage tiefer gerutscht, so scheint es mir. Zumindest meine abstehenden Körperteile wie Brust und Po. Ganz kurz erinnere ich mich an die gekonnten und fachmännischen Handgriffe meines Ex-Mannes. Rasch die angesprochenen Körperteile an den richtigen Stelle angehoben, lies er mich  einen Blick in meine potentielle kosmetische Zukunft werfen.
„Also wenn man hier und hier einen Schnitt ansetzen würde und dann den Po noch …   “ Wie sähe das aus? Knackiger Po, wippende Brüste … in welcher Hose sollten der neu geformte Po und mein mir neuerdings eigener Bauch Bitteschön denn Platz finden? Allein wenn ich mir diese Silhouette nur vorstelle – nein! Symptom Nummer 6 bleibt wie es ist!

Als ich die Haare föhne, bemerke ich es. Von wegen „gründlich ausspülen und ihr Haar erstrahlt in neuem Glanz“! Fettig sind sie. Und wie! Sehe aus, als wenn ich in der Frittenbude gearbeitet und „Pommes Schranke“ in Mengen verkauft hätte. Ach nöööö –  bin jetzt eingecremt, geföhnt und angezogen.Über dem Badewannenrand die Haare erneut zu waschen, gibt meine Muskulatur gerade nicht her. Also bleibt mein Haupthaar wie es ist.Fettig aber dafür optimal gepflegt. Man muss auch Abstriche hinnehmen können. Sollte ich heute Abend ausgehen wollen, ist immer noch Zeit genug, mich dem überschüssigen Öl zu entledigen. Eine gewisse Leichtigkeit unwichtiger Dinge gegenüber, überkommt mich. Herrliches Symptom Nummer 7!

Der Tag hat mich in seinen Fängen. Eigentlich fluppt alles ganz gut. Verhalte mich nicht auffällig im Strassenverkehr und komme sicher in Düsseldorf an. Dass das Büro in der 4. Etage eines Altbaus liegt, lässt mich schon am ersten Treppenabsatz schnaufen. Man könnte meinen, dass sich jetzt bereits das nächste Symptom zeigt, aber meine sportliche Fitness war noch in keiner meiner Lebensphasen besonders ausgeprägt – das kann ich also den Wechseljahren nicht in die Schuhe schieben. Schade eigentlich. Würde mir jede Menge schlechtes Gewissen ersparen. Vergesslichkeit in den WechseljahrenEndlich oben angekommen und schwer nach Luft schnappend, erwischt es mich dann aber doch – das 8. Symptom (Hand in Hand mit Symptom Nr. 5 – mit läuft der Schweiss – überall). Was wollte ich hier eigentlich nochmal genau? Wie hieß die Dame, mit der ich einen nicht ganz so unwichtigen Termin habe? Und hinter welcher Türe verbirgt sich diese Frau Dingsbums nochmal? Diese Vergesslichkeit macht mich wahnsinnig! Sie hat mich schon in vielen Situationen ziemlich blöde dastehen lassen. Gott sei Dank, bin ich um Ausreden nie verlegen, aber wie anstrengend das ist … unfassbar! Diese kleinen Flunkereien wollen ja auch gemerkt werden, damit ich mich beim nächsten Mal entsprechend verhalten kann. Mittlerweile bin ich zu einer richtigen „Zetteltante“ mutiert; überall in meiner Wohnung hängen kleine gelbe Post-its, die mich an mehr oder weniger wichtige Dinge erinnern. Ich gönne mir sogar den Luxus eines personifizierten, zweibeinigen Post-it. Meine Freundin weiss und erinnert sich an alles, was ich gesagt habe. Darf ich also nur nicht vergessen, Termine, Namen und Anliegen aufzuschreiben bzw. ihr zu erzählen. In diesem Fall jetzt hilft der kleine zerknüllte Zettel in meiner Tasche (Unnötig zu erwähnen, dass ich den Namen der Dame bereis beim Eintreten schon wieder vergessen habe?)

Wieder auf der Autobahn durchzuckt mich plötzlich eine Art „Erinnerungsblitz“ … ich wollte unbedingt vor der Heimfahrt noch zur Toilette gehen! Vergessen. Oh Gott! Dabei weiß ich doch, dass ich seit einiger Zeit ca. alle Stunde 1x dort hin muss. Von diesem Moment an schien es mir als wenn ich Feuer unter meinem Allerwertesten hätte! ich rutschte auf meinem Sitz hin und her, hoch und runter. Natürlich ein Stau nach dem anderen – diese Autobahn hatte keine Gnade mit mir. Mein Blick in die erstaunten und belustigten Gesichter meiner Staunachbarn lies mich erkennen, dass meine rhythmischen Beckenbewegungen durchaus auch auf andere Aktivitäten schließen liessen. Mittlerweile war ich auch schon zu einem lautstarken Stöhnen übergegangen – im stehenden und offenen Cabrio sicher nicht überhörbar. Kurz überlegte ich, ob meine Jeansjacke genug Fassungsvermögen aufbringen würde. um meine gefühlten 5 Liter Pippi aufzunehmen. Aber das schien mir zu ekelig. Eine andere Alternative wäre, kurz auszusteigen und meinen hängende Po der übrigen Staugemeinschaft zu präsentieren. Nein – bloss nicht. Bei meinem Glück sitzt in einem der Autos jemand, der jemanden kennt, der jemanden kennt …. der mich kennt. Aber nicht die Ansicht meines Popos. Also-  Beckenmuskulatur weiter anspannen und durch. Es tat mittlerweile höllisch weh. Selbst das Beißen in meine Hand brachte kaum Linderung. Soweit war es schon: ich entwickelte kannibalistische Züge, um meiner Blase nur nicht den freien Lauf in die schönen Sitze meines Wagens zu erlauben. Gut, dass ich keine kleinen Kinder mehr transportieren muss … nicht auszudenken! Endlich runter von der Autobahn! Sollte ich vielleicht schnell am Burger King anhalten? Die Ampel wollte einfach nicht auf Grün umspringen. Das würde ich nicht schaffen. Ich war mir sicher: sobald ich die rhythmischen Bewegungen einstellen und mein Po den Sitzkontakt verlieren würde, könnte kein Schließmuskel dieser Welt meine mittlerweile gefühlten 10 Liter Urin aufhalten. Aber bitte nicht vor der Tür zu dem Gourmet – Restaurants, dass von vielen Freunden meiner Kinder besucht wird. Ich schaffte es, mit meiner nicht unerheblich angekauten Hand meinen Sohn anzurufen und brüllte ihm zu, dass er, sobald er mich vom Fenster aus sieht, die Haustür aufdrücken sollte, alle Hindernisse auf der Treppe zu entfernen und die Toilettentür sperrangelweit zu öffnen hätte. Ich hechtete in ungeahnter Schnelligkeit aus meinem Fahrzeug, nahm gleich 3 Stufen auf einmal und riss mir währenddessen die Hose runter, schmiss die Handtasche in den Flur und setzte mich gequält, aber voller freudiger Erwartung auf die Toilette. Und dann … passierte NIX. Kein Strahl,mit dem man Diamanten hätte schleifen können. Kein Spritzer der erwarteten  Niagarafälle. „Dropje for Dropje“ entledigte sich meine Blase des angestauten Urins. Ich hatte genug Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, wo sich denn nun die 17 Liter in meinem Körper aufhalten? In meiner Blase wohl nicht; denn dann würden sie ja heraus sprudeln! Muss ich mich vielleicht darauf einstellen, die nächsten Stunden unentwegt zu heulen? Oder sucht sich die angesammelte Flüssigkeit ihren Weg über meine Schweißdrüsen? Bitte nicht!!!! Nach einer halben Stunde lies der Druck und vor allem die Schmerzen in meiner Blase endlich etwas nach. Ich zog mich an und konnte nun meinem leicht amüsierten Sohn meinen Leidensweg und seine Geschichte zum Besten geben. Echte Teilnahme sieht in meiner Vorstellung irgendwie anders aus. Auch nachvollziehbar, angesichts der Möglichkeit,bei Bedarf in eine Flasche pinkeln zu können.Ich bin mir bewusst, dass das 9. Symptom „Blasenschwäche“ das Erlebte nicht wirklich beschreibt; meine Blase war nämlich alles andere als schwach. Welches Körperteil hat sonst noch das Fassungsvermögen des Baldeneysees? Aber dass sie es nicht mal schafft, 1 Stunde ohne Aussicht auf das „Örtliche“ auszukommen, enttäuscht mich schon. Müssen die Nervenzellen meiner Blase gleich hysterisch meinem Hirn melden, dass sie in den nächsten Minuten ohne Aussicht auf Erleichterung ganz bestimmt nicht auskommen können? Und muss mein Hirn postwendend meinen Nieren befehlen, Urin auf Teufel komm raus zu produzieren?

Um das 10. Symptom zu beschreiben, bin ich nun zu müde. Ein kleines Mittagsschläfchen schadet nix und lässt meinen geschundenen Körper zur Ruhe kommen. „Wer schläft – der sündigt nicht“ – ich gebe meinem Körper einfach gar nicht die Chance, noch mehr Symptome zum Vorschein zu bringen. Vorausgesetzt natürlich, dass ich einschlafen kann …und somit wäre ich auch schon wieder bei meinem 1. Symptom der Wechseljahre …

Bis dahin!

Cornelia Marsch