Scheidentrockenheit – ein Tabuthema…    Scheidentrockenheit         

Wir Frauen reden ja schon über Vieles – aber manches halten wir doch lieber unter Verschluss. So erlebe ich häufig in Beratungsgesprächen, dass dieses Thema  erst ganz zum Schluss angesprochen wird. Am liebsten kurz vor dem Rausgehen – zwischen Tür und Angel.

Dabei leiden 4 von 10 Frauen unter den lokalen Beschwerden wie Scheidentrockenheit, Juckreiz, Brennen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Beschwerden als Folge des Östrogenmangels 

Das weibliche Hormon Östrogen reguliert die Haut der Scheide und das Bindegewebe im Beckenbodenbereich. Praktischer Weise befinden sich dort zahlreiche Rezeptoren für dieses Hormon. Die Feuchtigkeitssekretion, die Zellerneuerung sowie die Durchblutung werden an Ort und Stelle durch das Östrogen beeinflusst.

Da in den Wechseljahren die Produktion des Östrogens sinkt,werden die Rezeptoren nicht mehr ausreichend versorgt. Folglich verlangsamt sich die Zellenneuerung und das wiederum führt dazu, dass die Vaginalhaut dünner und empfindlicher wird.Natürlich verschlechtert sich auch die Durchblutung und somit verliert das Gewebe an Elastizität und Feuchtigkeit. Zu allem Übel beeinflussen diese strukturellen Veränderungen auch noch den ph-Wert in der Scheide. Normalerweise liegt dieser im sauren Bereich zwischen 3,5 und 4,5 und bietet damit einen natürlichen Schutz vor Krankheitserregern. Kommt die Scheidenflora  aus dem Gleichgewicht, funktioniert  diese Abwehr nicht mehr. Infektionen können die Folge sein.

Schmerzen beim Sex

Sekret – bildende Drüsen am Scheideneingang und eine Flüssigkeit, die aus den Blutgefäßsystem der Vaginalhaut austritt, verhelfen der Scheide bei sexueller Erregung feucht zu werden.

Durch die Rückbildung der Schleimhaut und der schlechteren Durchblutung nimmt die Feuchtigkeit ab und damit leider auch die Gleitfähigkeit in der Scheide. Dazu kommt noch, dass die dünner gewordene Haut (vaginale Atrophie) mechanischen Reizen gegenüber empfindlicher geworden ist. Das an sich kann schon mit sich bringen, dass wir schmerzempfindlicher sind – es können aber auch kleine Risse entstehen, die zu Blutungen führen. Aua!

Andere Gründe für Scheidentrockenheit

Seelische Ursachen: Bis zu einem gewissen Punkt spielt sich unser Erregungsgrad im Kopf ab. Drückt unser Partner bei uns nicht die richtigen Knöpfe oder wenn Frauen unter Nervosität, Stress oder gar Ängsten leiden, kann sich das durch Scheidentrockenheit äußern.

Krankheiten: Durch die veränderten Blutwerte bei Diabetes mellitus sowie chronisch erhöhtem Blutdruck werden die Nerven und Blutgefäße beeinträchtigt, die für die Befeuchtung der Scheide zuständig sind. Eingenommene Medikamente gegen diese Erkrankungen können ebenfalls die Libido beeinträchtigen. Aber auch Multiple Sklerose (MS), Endometriose (gutartige Wucherung der Gebärmutterschleimhaut) oder auch eine Chemotherapie, die Frauen schlagartig in die Wechseljahre versetzt,  können die Trockenheit  auslösen.

Lebensstil: Alkohol und Nikotin beeinflussen die Blutgefäße …. Mist!

Übertriebene Hygiene: Bei manchen Frauen kann der übermäßige Einsatz von „Waschmaßnahmen“ die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen. Seife hat dort also nichts zu suchen – klares Wasser oder ph-neutrale Lotionen eignen sich um den äußeren (!) Intimbereich zu reinigen.

Juckreiz und Brennen

Ausfluss aus der Scheide, Jucken und Brennen können Zeichen einer trockenen Scheide sein. Aber auch Hinweis auf eine Infektion.

Da gibt es die Pilzinfektion, die sich durch einen weißen, krümeligen Ausfluss, Jucken und Brennen Pilzinfektionbemerkbar macht. Der Hefepilz Candida albicans ist hierfür zuständig.

Dann gibt es noch den dünnflüssigen, weißen, übel riechenden Ausfluss: er deutet auf eine bakterielle Fehlbesiedelung hin (bakterielle Vaginose). Hier hat sich der ph-Wert in der Scheide verändert und die Scheidenflora den Krankheitsserregern Asyl angeboten.

Wie auch immer: der Besuch beim Gynäkologen steht in allen Fällen auf dem Programm! Er kann die genaue Ursache feststellen und dann eine wirksame Therapie einleiten.

Was macht der Arzt?

Der stellt uns erst einmal auf den Kopf!

Bei der gynäkologischen Untersuchung wird der ph-Wert der Scheide gemessen und nach möglichen Krankheitserreger gesucht, die die Scheidentrockenheit ausgelöst haben könnten. Eventuell erfolgt eine Blutentnahme, um die Hormonkonzentration im Blut zu bestimmen.

Wird eine körperliche Ursache festgestellt, werden diese behandelt. So wird z.B. der Blutdruck oder Blutzucker richtig eingestellt. Liegen neben dem Frühstücksbrötchen auch noch andere Tabletten, die eingenommen werden müssen, komme diese auch auf den Prüfstand.

Ist ein Östrogenmangel Ursache für die Scheidentrockenheit, wird versucht, diese mit Östrogenpräparate auszugleichen. Hier heißt es lokal zu schmieren, einzucremen oder Zäpfchen in die Scheide einzuführen. Ein beliebtes Präparat ist hier  das  körpereigene, natürliche Östrogen „Estriol“. Hilft übrigens auch bei Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und verstärktem Knochenabbau.

Bei dauerhaftem Östrogenmangel besteht die Möglichkeit einer allgemeinen Hormontherapie. Hier sind aber die Vor – und Nachteile genau abzuwägen.

Was können wir tun?

Binden statt Tampons! Neben dem Blut saugen Tampons nämlich auch das Scheidensekret auf!

Regelmäßiger Geschlechtsverkehr! Gerade  bei Eintritt in die Wechseljahre wichtig. Eine trockene Scheide ist kein Grund, keinen Sex zu haben! Regelmäßiger Geschlechtsverkehr hilft, die Blutversorgung in der Scheide zu verbessern.

Viel Zeit beim Vorspiel lassen und Fantasien nachgehen!

Hormonfreie Präparate! Enthalten zum Beispiel Hyaluronsäure. Besonders für Frauen, die infolge einer Brustkrebsbehandlung keine Hormone nehmen sollten, eine gute Alternative zu den östrogenhaltigen Medikamenten.

Gleitcremes! Wichtig ist zu wissen, dass Gleitcremes wasserlöslich sein sollten. Sie greifen sonst eventuell verwendete Kondome an – in diesem Fall auch keine Massage – oder Babyöle verwenden. Womöglich steigt sonst in den folgenden Jahren der Bedarf an Babyölen …

Entspannungsmethoden anwenden! Gegen Stress und Nervosität helfen Techniken wie z.B. Yoga, autogenes Training oder die progressive Muskelentspannung. Natürlich auch Hypnose …

Und  zum guten Schluss

Darüber sprechen und sich anderen mitteilen! Man wird feststellen, dass man mit seinem Problem nicht alleine ist. Und das hilft  schon mal ungemein. Bei schwerwiegenden Problemen sollte eine Psychotherapie oder eine Sexualberatung aufgesucht werden.